Berliner Zeitung (Nummer 71, 72. Jahrgang), 11. März 2016
Was klingt, das klingt
von Michaela Schlagenwerth
Christina Ciupke und Boris Hauf mit life and death of a melody in den Uferstudios
Hier und da sirrte ein kleiner Ton durch den Raum, ab und an schien ein wenig Licht auf - eine kleine, in der Mitte der großen Halle stehende Hütte gewann an Kontur - nach und nach stellten sich die Nerven um. Zu einem irgendwie bloßen Dasein im Raum. Zu einer wachen und dabei völlig entspannten, verspielt alles auf sich zulassen kommenden Neugier. „what moves, moves” hieß das Stück, das Ciupke zusammen mit dem Komponisten Boris Hauf entwickelt hatte. Und genau so war es. Es bewegte sich das was sich bewegte. Scheinbar nicht viel. Aber das galt nur äußerlich auf der konkreten Handlungsebene. In den Arbeiten von Christina Ciupke geht es um Anderes, Feinstoffliches. Wenn man einen Zugang findet ist es wunderbar. Anderenfalls ziemlich strapaziös.
Christina Ciupke arbeitet seit nun mehr siebzehn Jahren als Choreografin und Performerin in Berlin. Sie hat ihre Themen gefunden und entwickelt ihre Stücke seit vielen Jahren mit den meist selben Partnern. Mit Nik Haffner etwa, mit dem sie viel über die Spielregeln von Kommunikation gearbeitet hat. Oder eben mit Boris Hauf. Aber wie Ciupke forscht, sich immer wieder in andere Richtungen bewegt, um mit neuen Fragen bei einem älteren Thema wieder anzuknüpfen, das ist im Lauf der Jahre immer klarer, einfacher und souveräner geworden.
Christina Ciupke kann durchaus auch konkret, direkt und humorvoll sein. Und zwar auf eine Weise die einen anspricht und gut funktioniert. Aber das sind nur kleine Ausflüge ins Handfeste, von denen sich Ciupke abstößt um die Prozesse jenseits des Augenscheinlichen zu untersuchen. Ciupke und Hauf verstehen es Zeit zu verdichten und in die Länge zu ziehen und dabei auf ziemlich tolle Weise eine ganz andere Art des Zusammenseins von Zuschauer und Performer zu eröffnen.